#WasIchGelesenHabe: Auf der Suche nach dem Gedächtnis

Auf der Suche nach dem Gedächtnis von Eric Kandel ist nicht nur eine Autobiographie, sondern auch die Entstehungsgeschichte einer Wissenschaft. 

#wasichgelesenhabe: Auf der Suche nach dem Gedächtnis, Eric Kandel

Der Autor

Eric Kandel wurde 1929, als Sohn eines Spielwarenhändlers, in Wien geboren. Die Familie Kandel musste, aufgrund ihrer jüdischen Herkunft, in die USA emigrieren, als Eric 10 Jahre alt war. Seine Schulzeit und die ersten College-Jahre verbrachte er in New York, wo er sich zunächst mit Geschichte und Literatur beschäftigte. Die Eltern einer Mitstudentin entfachten in ihm das Interesse für Freud's Psychoanalyse. So entschloß sich Kandel zu einem Medizinstudium, welches zu diesem Zeitpunkt notwenig war, um Psychotherapeut zu werden. Er begriff aber recht rasch, dass er sich, wolle er die Arbeitsweise des Gehirn verstehen, mit dem Gehirn als komplexes biologisches Organ beschäftigen musste. Durch seine herausragenden Forschungsarbeiten machte er sich einem Namen in der Verhaltensbiologie, der Biochemie und den Neurowissenschaften. Im Jahr 2000 erhielt er, für die Entdeckungen betreffend der Signalübertragung im Nervensystem, gemeinsam mit dem Schweden Arvid Carlsson und dem US-Amerikaner Paul Greengard, den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Eric Kandel ist seit 1945 US-amerikanischer Staatsbürger. Mit seiner Frau Denise, einer Sozialmedizinerin und Epidemiologin, hat er einen Sohn und eine Tochter, die ihn bereits mehrfach zum Großvater gemacht haben.

 

Zum Inhalt

Der erste Teil des Buches mutet durchaus autobiographisch an. Kandel erzählt über seine Kindheit in Wien, geprägt von der Diskrepanz zwischen dem hoch kulturellem und dem stark antisemitischem Wien der Vorkriegszeit.

Im weiteren Verlauf wird jedoch schnell klar, dass es sich mehr um eine Dokumentation einer Wissenschafts- als eine Lebensgeschichte handelt. Wohl auch, weil Eric Kandel bis heute für seine Wissenschaft lebt und als einer ihrer Mitbegründer gilt. Will man wissen, welche Fragen sich zukünftige Nobelpreisträger stellen, wie in den Forschungslabors experimentiert und was erdacht wird, ist man bei der Lektüre diese Buches genau richtig.

Ich für meinen Teil, konnte mich gut auf den Erzählverlauf einlassen, obwohl dieser recht sprunghaft zwischen Familie, Forschungspartnern und Neurobiologie wechselt. Auch war es nicht notwenig jedes biochemische Detail zu verstehen, um innhaltlich folgen zu können. So hatte ich im Laufe der 450 Seiten das ein oder andere Aha-Erlebnis.

 

Mein Fazit

 Eric Kandel zeigt bereits in der 1990-iger Jahren auf, dass sich Körper und Geist bedingen. Quasi zwei Seiten einer Medaille sind. Er ist der Meinung – und in vielen Bereichen konnte dies bereits nachgewiesen werden – dass jede psychische Erkrankung zu einer physiologischen Veränderung im Gehirn führt. Was bedeutet dies für die Medizin? Dass alle psychischen Erkrankungen mit Medikamenten behandelt werden können, oder sogar müssen? Nein. Denn auch nicht medikamentöse Therapieformen, wie Psychotherapie und Mentaltraining, wirken sich auf die Biologie des Gehirns aus.  Was bringt uns diese Erkenntnis? Offensichtlich Fortschritte in der Diagnostik und in der Kontrolle des Behandlungverlaufs. In Zukunft wird es Ärzten möglich sein, Patienten die Entstehung ihrer Erkrankung besser zu erklären. Und hoffentlich gelingt es so psychische erkrankte Menschen vor Stigmatisierung zu bewahren.

 

[...] die Psychotherapie – die ihre Wirkung vermutlich zum Teil dem Umstand verdankt, dass sie eine Umgebung schafft, in der die Menschen lernen, sich zu verändern – strukturelle Veränderungen im Gehirn hervorruft und dass man mittlerweile in der Lage war, diese Veränderung direkt zu bewerten. (Seite 394)

 


Über Mich

Unter dem Hashtag #WasIchGelesenHabe veröffentliche ich regelmäßig meine Gedanken zu Büchern und Artikeln zum Thema Selbstliebe, Familie & Systemische Beratung. Seid Ihr neugierig geworden? Bis zum Abschluss meiner Ausbildung zur psychsozialen Beraterin habt ihr die Möglichkeit von einem vergünstigten Beratungstarif zu profitieren. Kontakt

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